»Dear Blake, I never appear, but all I see is me there.« Trübe Tage in einem Pariser Apartment: Ein Ei aufschlagen, eine Blume gießen, duschen, eine Zigarette rauchen. Eine Versuchsanordnung, neu leben zu lernen – neu im Sinne von anders, denn Audreys Freundin ist verstorben. Dabei durchdringen Briefe ihre Sinne, die sie mit ihren Freunden Blake und Burak zwischen Istanbul und Toronto austauscht. Allein und doch verbunden mit unterschiedlichen Erfahrungen der Trauer, gibt ihr der Austausch die Chance, eigene Gedanken zu äußern, Tagesabläufe zu fassen und sich selbst durch die Erzählungen der anderen zu spüren. Wie Fenster zu anderen Möglichkeitsräumen, wird auch Filmmaterial versendet. Können diese freundschaftlichen Gaben dazu führen, wieder anders zu sehen oder gar zu fühlen? Mit einer 3D-Kamera in der Post wird Audrey auf die Probe gestellt, ihr eigenes Selbstbild durch eine dritte Dimension zu erweitern.
Bei der Weltpremiere auf dem FID Marseille wurde A Woman Escapes als ein Manifest der Heilung beschrieben – doch was ist es, das uns hier heilt? Der Reigen an Farbwahrnehmung, Reisen und Kunstgriffen des Alltags, getaucht in den Wechsel der Materialien, zwischen digitalen Räumen und analoger Aura, wirft uns auf uns selbst zurück. Wo beginnt die Kunst des Handelns und wo schenkt uns der Zufall eine neue Erfahrung? Kann man es im Kino schaffen, nicht nur eine Perspektive durchdringen zu wollen? Schließlich schickt Audrey genau das, adressiert an uns, voraus: »The following is a story that is somewhat true, I present it as it happened, with adornment«.