Frauenfilmfestival im Dialog

Frauenfilmfestival im Dialog

Skadi Loist, Rachel Millward

Wir laden ein zur Standortbestimmung von internationalen Frauenfilmfestivals und diskutieren mit Organisationen und Frauennetzwerken mit Erfahrung von 1-40 Jahren. Weltweit gibt es Dutzende Frauenfilmfestivals mit unterschiedlichen Ausrichtungen: Inspiration, Ghetto oder Notwendigkeit?
Unterscheiden sich beispielsweise die Aktivitäten der Frauenfilmfestivals in Lateinamerika, Nordamerika, Europa oder in anderen Teilen der Welt und welche Motivationen führten und führen zur Gründung von Frauenfilmfestivals? Wie sehen Regisseurinnen die Frauenfilmfestivals oder sind andere Festivals attraktiver? Sind Frauenfilmfestivals eher für jüngere Filmemacherinnen wichtig und wie bewerten die arrivierten Kolleginnen die Festivallandschaft? Melissa Silverstein schreibt in ihrem blog Women and Hollywood: »Regisseurinnen wollen als Filmemacher und nicht als weibliche Filmemacher gesehen werden. Und wenn dein Film auf einem Frauenfilmfestival läuft, steckst Du dich selbst in die Mädchen-Kiste. Ich finde nicht, dass mit der Mädchen-Kiste irgendwas nicht stimmt. Ich liebe Programme von Festivals, die sich auf Regisseurinnen konzentrieren. Da kann man Filme entdecken, die man sonst nicht zu sehen bekommt. Aber wenn Du als Frauenfilmfestival um eine Premiere mit anderen Festivals konkurrierst, hast Du ein Problem. Die Regisseurinnen suchen immer nach etwas Größerem und etwas weniger Frauenspezifischem.«

Filmemacherinnen sind eingeladen, ihre Wünsche an Frauenfilmfestivals zu formulieren. Die Diskussion soll dabei auch andere Netzwerke berücksichtigen. Welche Gründe gibt es für Frauen im Medienbereich, Netzwerke zu schließen und wie können diese Netzwerke aussehen – von einer institutionalisierten Form bis hin zu eher spontanen Strukturen? Verband oder Internet-Netzwerk? In welchen Bereichen funktionieren sie am besten und was sind die Vorteile und Nachteile? In manchen Projekten gibt und gab es Generationsprobleme, nicht zuletzt auch bedingt durch Probleme der Ehrenamtlichkeit, Verteilung von Arbeitsaufwand und finanziellen Ressourcen. Wann ist es Zeit, den Laden dicht zu machen? Der Feminismus scheint dieser Tage im Gegensatz beispielsweise zur queer theorie grundsätzlich mit einer Art Tabu behaftet.

Die Medienwissenschaftlerin Skadi Loist wird mit einem Impulsreferat in die Diskussion einführen. Dazu wird sie bekannte wie neue Positionen und Aspekte formulieren und als Anstoß für den folgenden Austausch zuspitzen. Das offene Gespräch wird moderiert von Rachel Millward, die das Birds Eye View Festival in London gründete, als positive Antwort darauf, dass im Regiefach nur 10% Frauen arbeiten.

Folgende Organisationen werden erwartet:
Athena Film Festival www.athenafilmfestival.com (seit 2011)
Bimovie, München www.bimovie.de (seit 1994)
Birds Eye View, London, Rachel Millward www.birds-eye-view.co.uk (seit 2002)
Elles tournent Women’s Film Festival, Brussels www.ellestournent.be (seit 2008)
fc gloria, Wien www.fc-gloria.at (seit 2010)
Femcine, Santiago de Chile, Antonella Estévez www.femcine.cl (seit 2011)
Femina, Rio de Janeiro, Paula Alves www.feminafest.com.br (seit 2004)
Golden Feminists (seit 2000)
Internationales Frauenfilmfestival Dortmund | Köln www.frauenfilmfestival.eu (seit 1984 / 87)
International Women’s Film Festival Israel www.iwff.net (seit 2004)
LaDOC Dokumentarfilm-Frauen-Netzwerk, Köln www.ladoc.de (seit 2003)
Women Make Movies, Kristen Fitzpatrick www.wmm.com (seit 1972)
Women and Hollywood, Melissa Silverstein http://blogs.indiewire.com/womenandhollywood (seit 2007)

In Kooperation mit Women in Film & Television Germany e.V. (WIFTG) www.wiftg.de (seit 2005)

Skadi Loist

Skadi Loist ist wissenschaftliche Redakteurin am Institut für Medien und Kommunikation der Universität Hamburg und schließt derzeit ihre Dissertation über queere Filmfestivals in den USA und Deutschland ab. Sie betreut das Archiv und ist im Vorstand der Lesbisch Schwulen Filmtage Hamburg | International Queer Film Festival. Mit Dorotheé von Diepenbroick gab sie 2009 das Festivalbuch Bildschön: 20 Jahre Lesbisch Schwule Filmtage Hamburg (Männerschwarm) heraus. 2008 gründete sie mit Marijke de Valck das Film Festival Research Network (FFNR). Sie forscht über Filmfestivals, Queer Cinema und Gender-/Queer-Theorien in der Medienwissenschaft. www.filmfestivalresearch.org.

 

Rachel Millward

Rachel Millward leitet Birds Eye View und hat das Festival 2002 mitbegründet. 1999 schloss sie ihr Theologiestudium in Oxford ab und absolvierte anschließend ein Postgraduiertenstudium am African Gender Institut der Universität Kapstadt. Bevor sie sich ausschließlich auf das Birds Eye View Festival konzentrierte, arbeitete Rachel Millward als Redakteurin für unabhängige Fernseh- und Radio- Produktionsgesellschaften. 2006 nominierte der Guardian sie als »world changing woman«. Derzeit ist sie Filmstipendiatin des Clore-Führungskräfte-Programms. www.birds-eye-view.co.uk