»Von der Schmiedepresse zurück an den Herd«
Frauenarbeit im Revier – Vortrag und Filmprogramm
Im wilhelminischen Deutschland waren, gerade im schwerindustriellen Ruhrgebiet, die Geschlechterrollen klar definiert. Erst die Zwänge der Kriegswirtschaft führten hier zu Zugeständnissen. Frauen wurden in der Rüstungsproduktion benötigt. Auch während des Zweiten Weltkriegs trafen Männer an ihren Arbeitsplätzen notgedrungen auf Kolleginnen. In den damals entstandenen Filmen ist das dokumentiert, genauso wie der klare Wunsch in der Zeit des Wirtschaftswunders nach 1945, die alte Rollenverteilung wiederherzustellen. Nun aber an technisch hochgerüsteten Arbeitsplätzen rund um den heimischen Herd.
Der Erste Weltkrieg bedeutete für die junge deutsche Filmindustrie einen dramatischen Einschnitt. Die Mobilmachung im August 1914 schnitt sie von ihren wichtigsten Partnern und Filmlieferanten, vor allem in Frankreich, ab. Die Folge war ein forcierter Ausbau deutscher Produktionskapazitäten, auch, um die neu entdeckten Möglichkeiten des Mediums als Propagandamittel im In- und Ausland zu befriedigen. In diesem Zusammenhang entstanden, patriotischer Gesinnung wie auch ökonomischen Interessen folgend, mit großem Aufwand Filme und Filmreihen über die deutsche Rüstungsindustrie, im Ruhrgebiet vor allem bei Friedrich Krupp in Essen und in der Gutehoffnungshütte in Oberhausen. Mehrteiler wie Aus des Reiches Waffenschmiede (1917) oder Aufnahmen bei Friedrich Krupp, Essen (1917) entstanden.
Erhalten geblieben ist von diesen Produktionen u.a. ein ebenfalls 1917 gedrehter Film über Granatenherstellung in Sterkrade. Der Produzent dieses Streifens, die Deutsche Lichtbild-Gesellschaft e.V. (DLG), spielte bei der kriegsbedingten Neugestaltung der deutschen Filmwirtschaft eine besondere Rolle. Sie war eine Gründung der deutschen Industrie, insbesondere der rheinischen Schwerindustrie, zur Beförderung ihrer (ökonomischen) Ziele im (neutralen oder befreundeten) Ausland. Ihre Gründung im November 1916 ging wesentlich auf die Initiative des Krupp-Direktors Alfred Hugenberg zurück.
Der Film Granatenherstellung im Werk Sterkrade, nur unvollständig überliefert, war Teil einer umfangreicheren Produktion der DLG über die Oberhausener Gutehoffnungshütte im vorletzten Kriegsjahr. Ganz selbstverständlich zeigt sie, so erstmals im Ruhrgebietsfilm und zentral ins Bild gerückt, Frauen und Männer nebeneinander an schweren Pressen in der Geschossfabrikation.
Auch im Zweiten Weltkrieg wurde es unumgänglich, im Widerspruch zur NS-Mutterideologie, eingezogene Stammarbeiter an der sogenannten »Heimatfront« auch durch Frauen zu ersetzen. Ein seltenes kleines Dokument zeigt Schaffnerinnen bei der Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahn.
Mit dem ökonomischen Aufschwung Westdeutschlands Anfang der 1950er Jahre bei gleichzeitiger Rückkehr zum Vorkriegsmodell der Familie mit einem männlichen Ernährer und seiner Ehefrau als Mutter und Hausfrau wurde der Privathaushalt als Absatzmarkt für elektrische Haushaltsgeräte entdeckt. Die Elektrifizierungskampagnen der Stromversorger propagierten die Arbeitserleichterung und den (Frei-)Zeitgewinn. Der Einfluss der Siegermächte, allen voran der USA, bei der Neujustierung des Lebensstandards war unübersehbar. Kühlschränke, Waschmaschinen und Elektroherde wurden in diesen Jahren zum festen Bestandteil der Grundausstattung jedes Haushalts.
Die Kinemathek im Ruhrgebiet, 1988 von Paul Hofmann gegründet, knüpft an die Ergebnisse der Retrospektive Das Ruhrgebiet im Film (Int. Kurzfilmtage Oberhausen 1978) an. Ihr Ziel ist die möglichst vollständige Dokumentation aller ruhrgebietsbezogenen Filmproduktionen, um historische Laufbilder der Region, als Dokumente ihrer wechselvollen Geschichte und damit ihrer Identität, vor dem Verlust zu bewahren.
_Paul Hofmann
Filmreihe Ruhr Lokal: Wer Ruhrgebiet sagt, sagt auch Arbeit
In Kooperation mit Kinemathek im Ruhrgebiet
Frauen zwischen Männern an Geschossmantelpressen in den Sterkrader Werkshallen.
Flirt mit einer Maschine
Elisabeth Wilms
Erleichterung der Hausarbeit: Die Einführung der (hier noch gasbetriebenen) Waschmaschine. Eine Werbefilm für die Constructa-Waschmaschine; der Text in Versen: Hier […]
Eine gute Idee – Heißwasser
Erik Wernicke
Die Bekehrung eines Ehemannes gegen dessen Widerstand, den Haushalt seiner Frau zu elektrifizieren.
Schaffnerinnen im Kriegseinsatz bei der Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahn AG.
Der Hexenschuß
Erni und Dr. Gero Priemel
Stromwerbung der 1950er Jahre mit unterhaltsamer Spielhandlung.
»Frauenarbeit an der Ruhr« in der Berichterstattung des WDR aus den 1960er Jahr.