Sichtbar machen! – Aber wie? Zur Darstellung von Gewalt gegen Frauen im Film

Sichtbar machen! – Aber wie? Zur Darstellung von Gewalt gegen Frauen im Film

Luise Reddemann, Bettina Braun, Anke Schäfer

LaDOC Lecture

»Jede dritte Frau wird Opfer von Gewalt« titelt das Amnesty Journal im März 2013: Frauen als Ware, Vergewaltigung als Waffe, Beschneidung als Verstümmelung, systematische Abtreibung weiblicher Föten, sexueller Missbrauch, körperliche Gewalt gegen Frauen.

Gewalt ausüben zu können, ist oft damit verbunden, dass einem Täter Macht über sein Opfer zugestanden wird. Wie lässt sich deshalb Gewalt gegen Frauen filmisch darstellen, ohne Frauen erneut zum Opfer zu machen? Inwieweit führen gesellschaftliche Wertesysteme zu einer Rollenverteilung, die Männer in der Position der Täter und Frauen in der Position der Opfer halten? Werden diese Wertesysteme durch wiederholte und genormte mediale Abbildung von Gewalt gegen Frauen unterstützt oder gar gestärkt? Was können die filmischen Bilder im negativen Sinne anrichten oder im positiven Sinne erreichen? Welche Strategien entwickeln Filmemacher_innen, um über Gewalt zu erzählen, ohne in bereits vorhandenen Stereotypen befangen zu bleiben? Wie lassen sich filmische Mittel so anwenden, dass neue Perspektiven und eine veränderte und möglicherweise verändernde Wahrnehmung auf die Thematik entstehen?

Kirsi Marie Liimatainen hat in ihrem Spielfilm Festung die Frage der häuslichen Gewalt thematisiert. Mit diesem Film startet LaDOC Köln ihre Lecture-Reihe 2014.
Am Beispiel dieses Films und darüber hinaus wird das Thema in einer anschließenden Diskussion mit der Filmemacherin  und renommierten Psychotherapeutin und Psychoanalytikerin Luise Reddemann beleuchtet. Die LaDOC Mitglieder Bettina Braun, Filmemacherin, und Anke Schäfer, Filmkünstlerin und systemische Dramatherapeutin, moderieren die Veranstaltung.
_Bettina Braun, Anke Schäfer

LaDOC ist ein Netzwerk von Filmemacherinnen, die – neben regelmäßigen Treff en in Köln – eine Reihe von Veranstaltungen durchführen, unter anderem die LaDOC Lectures, in denen Filmemacherinnen mit ihren Filmen zum Gespräch eingeladen werden. Im Fokus der Lectures 2014 stehen die Themen Gender, Gewalt und Macht. Auftakt der diesjährigen Lecture-Reihe ist diese zweiteilige Veranstaltung mit Filmvorführung und anschließender Podiumsdiskussion.

Luise Reddemann

Prof. Dr. Luise Reddemann ist Fachärztin für psychotherapeutische Medizin und war von 1985 bis 2003 Chefärztin der Klinik für Psychotherapeutische und Psychosomatische Medizin in Bielefeld. Heute führt sie eine eigene Praxis
und lehrt seit 2007 als Honorarprofessorin für Psychotraumatologie an der Universität Klagenfurt. Sie realisierte zahlreiche Veröffentlichungen, darunter Imagination als heilsame Kraft (2001), Psychodynamisch Imaginative
Traumatherapie PITT (2004), Der Weg entsteht unter deinen Füßen: Achtsamkeit und Mitgefühl in Übergängen und Lebenskrisen (2011), und Würde – Annäherungen an einen vergessenen Wert in der Psychotherapie (2013). Luise Reddemann setzt sich seit Jahren insbesondere für eine frauengerechte Psychotherapie ein. Dafür erhielt sie den Berta von Pappenheim Preis der ISSD (International Society for the Studies of Dissociation).

Bettina Braun

Bettina Braun, geboren 1969 in Hamburg, studierte von 1988 bis 1993 Kunst und Grafikdesign in England. Es folgte ein Postgraduiertenstudium an der Kunsthochschule für Medien Köln. 2013 erhielt sie den Grimme-Preis für ihre Dokumentar-Trilogie Was lebst Du?Was du willstWo stehst Du?


Filme von Bettina Braun
Wo stehst Du? 2011 | Nick & Tim 2009 | Was Du willst 2008 | Was lebst Du? 2004 | Durchgangsstation 2001 | Frauen sind im Wesen anders 1999 | Sprech eens aanständich 1997 | Bodies & Borders 1996

Anke Schäfer

Anke Schäfer ist Systemische Theatertherapeutin und Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Theatertherapie, systemischer Film-Coach, Medienkünstlerin und Filmemacherin. Sie ist außerdem Mitglied in den Dokumentarfilmnetzwerken LaDoc und AG Dok – einer bundesweiten Organisation. Ihre Ausbildung zur kreativtherapeutischen Supervisorin absolvierte sie zwischen 2008 und 2011 beim Institut für Theatertherapie Berlin (ITT). 2012 schloss sie eine Weiterbildung in Drehbuch-Aufstellung am Syst-Institut in München an. Anke Schäfer studierte Video- und Performance-Kunst bei Nam June Paik und Nan Hoover an der Kunstakademie Düsseldorf und absolvierte ein Postgraduierten-Kunststudium an der Jan Van Eyck Akademie Maastricht. Ihre Arbeiten, die sie weltweit ausstellt, wurden für zahlreiche Preise nominiert, darunter für den Prix de Rome 1997 (NL). Anke Schäfer war von 1995 bis 2000 Gastdozentin im Bereich Medienkunst, Film- und Kunstgeschichte an der Kunstakademie Maastricht, außerdem an der Hochschule für Bildende Kunst Braunschweig sowie der Kunstakademie Enschede (2000).