Majubs Reise
Majubs Reise
Eva Knopf
Majub bin Adam Mohamed Hussein, in der Kolonie Deutsch-Ostafrika geboren, wird im Ersten Weltkrieg Soldat für Deutschland. Da ist er neun Jahre alt. Nachdem die Deutschen den Krieg verlieren, zahlen sie ihm seinen Sold nicht mehr aus. Etwa zehn Jahre danach entschließt er sich deshalb, das Geld persönlich in Hamburg abzuholen. Im Nationalsozialismus wird aus dem Kolonialsoldaten ein viel beschäftigter Statist im deutschen Kino. Ab 1933 wird die deutsche Filmindustrie zu einer Propagandamaschine, und Mohamed Hussein, der sich mittlerweile Majub nennt, ist mittendrin. Er spielt Seite an Seite mit Hans Albers als Diener, Heinz Rühmanns Liftboy oder Zarah Leanders Chauffeur. Seine letzte Rolle spielt er in dem NS-Propagandafilm Carl Peters. 1944 wird er im KZ Sachsenhausen ermordet.
In ihrer Montage rückt Eva Knopf den Statisten mithilfe von Kadrage und Slow Motion buchstäblich ins Zentrum des Films. Gleichzeitig spekuliert sie, wie Majub selbst seine Identität als Askari inszenierte: »Fast alles, was wir über Mohamed Hussein wissen, stammt aus den Archiven der Nationalsozialisten – aus Unterlagen des Auswärtigen Amtes und seinen Auftritten in Propagandafilmen. Er hat keine lebenden Verwandten – es gibt nichts, was ihn unter seinen eigenen Bedingungen zeigt. Wenn wir diese Archivbilder und Dokumente zeigen, laufen wir Gefahr, die Degradierungen, die Mohamed Hussein erfahren hat, zu wiederholen. Wenn wir sie nicht zeigen, wird er für immer in den Archiven vergessen werden.

Eva Knopf
Eva Knopf studierte Ethnologie und Medienwissenschaft in Göttingen, Amsterdam und Berkeley sowie Regie an der Filmakademie Baden-Württemberg. Sie promovierte über Essayfilme und das koloniale Bildarchiv an der Universität Hamburg und arbeitet an der Schnittstelle zwischen Theorie und Praxis mit Dokumentarfilm, Essayfilm, Archivmaterial und Geschichtsdarstellung sowie Visueller Anthropologie. Seit 2020 ist sie Lektorin für die künstlerisch-ästhetische Praxis Fotografie und Film/Video sowie Leitung der künstlerischen Medienpraxis am Institut für Kunstwissenschaft – Filmwissenschaft – Kunstpädagogik an der Universität Bremen.
Filme von Eva Knopf
Myanmarket 2017 | Juju Movie − Get Rich or Die Trying 2011
Preise für Majubs Reise:
Jury-Selections-Preis (Art Division) – Japan Media Arts Festival
Dokumentarfilmförderpreis des Landes Bremen