Mark Lombardi – Kunst und Konspiration

Mark Lombardi – Kunst und Konspiration

Mareike Wegener

DE
2011
Dokumentarfilm
80’
Specials

Am 17. Oktober 2001 erhält der New Yorker Galerist Joe Amrhein einen Anruf. Eine FBI-Agentin, die zu dem terroristischen Anschlag auf das World Trade Center ermittelt, erkundigt sich nach einem Bild des Künstlers Mark Lombardi. Es wird zu dieser Zeit im Whitney Museum of American Art ausgestellt.
Seit den frühen 1990er Jahren zeichnete Mark Lombardi großformatige, detaillierte Diagramme, die er als »narrative Strukturen« bezeichnete. Kreise, Pfeile und Linien verbinden Namen, Achsen verdeutlichen Zeitzusammenhänge. Aus der Distanz ergänzen sich diese reduzierten Formen zu einem ästhetischen Ganzen. Aus der Nähe betrachtet enthüllen sie beunruhigende Fakten über die Wirtschaft, über politische Verstrickungen, Verschwörungen und über das Organisierte Verbrechen. Besagtes Bild mit dem Titel BCCI-ICIC & FAB, 1972-91 konnte vermutlich bei der Aufklärung der Anschläge des 11. September 2001 helfen. Es zeigt ausführliche Informationen über die Familie Bin Laden und das amerikanische Bankensystem. Es ist das erste Mal, dass ein Kunstwerk als Informationsquelle bei einer Ermittlung dieser Größenordnung herangezogen wurde. Mark Lombardi selbst konnte nicht mehr zu seinem Bild befragt werden. Er wurde im März 2000 tot in seinem Studio aufgefunden.
Mareike Wegener entwirrt in ihrer Dokumentation Mark Lombardi – Kunst und Konspiration die Jagd nach Dichtung und Wahrheit. Von der Obsession des Künstlers ausgehend, richtet ihr Film den Blick auf unsere medienabhängige Zeit, die von Informationsflut und Faktendichte gekennzeichnet ist, aber immer noch Spielräume lässt, in denen sich »narrative Strukturen« entwickeln können. Die Dokumentation handelt von der Dysfunktion unseres Wirtschaftssystems, das globale Krisen hervorruft, und behält dabei immer den Blick auf die Arbeiten des Künstlers.

präsentiert von film-dienst

Regie / Buch

Mareike Wegener

Bildgestaltung

Sophie Maintigneux

Schnitt

Eli Cortiñas Hidalgo, Mareike Wegener

Ton

Giles Khan

Musik

Kevin Haskins

Produktion

unafilm in Kooperation mit ZDF/ Das kleine Fernsehspiel

Kontakt

RealFictionFilme

Mareike Wegener

Mareike Wegener wurde 1983 in Borken geboren und studierte Film an der Kunsthochschule für Medien Köln. 2008 erhielt sie für ihren langen Dokumentarfilm Al Hansen – The Matchstick Traveller ein Diplom mit Auszeichnung. Während des Studiums war sie 2007 als Stipendiatin an die New School, New York, gegangen. Dort studierte sie Documentary Media Studies, u.a. bei Oscar-Preisträgerin Cynthia Wade. Seit 2008 ist Wegener als freie Autorin, Regisseurin und Cutterin tätig. Ihr Projekt Mark Lombardi – Kunst und Konspiration wurde 2009 mit dem Gerd- Ruge-Stipendium ausgezeichnet. Seit 2011 studiert Mareike Wegener außerdem Philosophie an der European Graduate School in der Schweiz.


Filme von Mareike Wegener
Al Hansen – The Matchstick Traveller 2008