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Paroles de nègres

Words of Negroes

Sylvaine Dampierre

FR
2021
Dokumentarfilm
80’
OmeU, dt. UT

Auf der kleinen Insel Marie-Galante befindet sich die Zuckerfabrik Grand Anse, die zum Schauplatz der erneuten Aufführung eines Prozesses wird: Heutige Arbeiter*innen verlesen Gerichtsprotokolle von 1842. Darin wird ein Plantagenbesitzer des Mordes an dem von ihm versklavten Sébastien beschuldigt, der nach dreimonatiger Haft in einer Zelle starb. Ihm wurde vorgeworfen, einen Ochsen des Besitzers vergiftet zu haben.

Im Setting der ächzenden Fabrik erfahren wir: Sébastien wurde nicht zugehört, als er seine Unschuld verteidigen wollte. Im Off hören wir das brutale Rattern der Maschinen, begleitet von Dampf und einem durchdringenden Piepen.

Die Fabrik trägt noch den Namen der ehemaligen Plantage, auf der Sébastien zur Welt kam. Ihre heutige Existenz ist die Folge einer Geschichte der kolonialen Ausbeutung von Menschen und Böden.

Die, die den dokumentierten Aussagen im Film Körper und Stimme verleihen, sind teils selbst Nachfahren früherer Versklavter. Aushandlungen über die Inszenierung erscheinen hier als Form der Aneignung, als die Arbeiter*innen beginnen, die Protokolle auf Kreol statt auf Französisch zu sprechen. Ein Film zwischen Lesung und Rollenspiel, in dem die Vortragenden sich gegenseitig korrigieren und mal mehr für sich, mal mehr für die Kamera lesen. Sie halten die Fabrik am Laufen, tragen das Wissen um die Funktionsweise eines komplexen Systems in sich – eines Systems der Abhängigkeit, das sich nicht aufgelöst, aber durch die Selbstermächtigung transformiert hat. – Eva Busch

Regie / Buch

Sylvaine Dampierre

Bildgestaltung

Renaud Personnaz

Montage

Sophie Reiter

Ton

Greg Le Maître

Produktion

Sophie Salbot – Athénaise

Coproduktion

Varan Caraïbe, Micro Climats, PRO ARTI

Kontakt

Sylvaine Dampierre

Porträt der Regisseurin Sylvaine Dampierre

Sylvaine Dampierre

Die Autorin und Filmemacherin Sylvaine Dampierre lebt und arbeitet in Paris und Guadeloupe. Sie hat einen Abschluss an der École supérieure des Arts Décoratifs und ist Mitbegründerin des TV-Senders Télé-Rencontres in der Pariser Jugendstrafanstalt La Santé. Sie arbeitete als Cutterin, bis sie 1998 mit dem Film L’île ihr Regiedebüt vorlegte und ihre Karriere als Filmemacherin begann. Seit 1993 unterrichtet sie in den Ateliers Varan und wurde 2020 Mitbegründerin und Managerin von Varan Caraïbes. Sie organisiert und leitet Workshops in den Bereichen Regie, Montage, Sound und Web-Dokumentation in Guadeloupe.


Filme von Sylvaine Dampierre (Auswahl)
Piazza Mora 2013 | Le pays à l’envers 2009 | Pouvons-nous vivre ici? 2002 | D’un jardin, l’autre 1998–2005