The Connection
Shirley Clarke
»Sie wollte wirklich neue Wege gehen. Sie wollte Regeln brechen. Und mit The Connection hat sie so gut wie jede Regel gebrochen, die man im Film brechen kann. Sie spielte mit der Frage, was Realität und was Fiktion ist, was man über Menschen denkt. Eines der Dinge, die die Leute so aufgebracht hat, ist, dass die Junkies so ohne Reue sind, dass sie ihre Situation nicht tragisch nehmen. Es sind keine gefallenen Menschen, die mit ihrem Leben hadern. Es gibt keine Reue in diesen Filmen.«
– Dennis Doros
Der Film zeigt, wie eine Gruppe drogenabhängiger Jazzmusiker in einer New Yorker Wohnung auf ihre »Connection« wartet, während ein zweiköpfiges Dokumentarfilmteam die Situation aufnimmt. In Begleitung einer christlichen Straßenpredigerin trifft der Drogenhändler ein. Spätestens als der Filmemacher, dessen Bibel Kracauers Theory of Film ist, ihn auffordert, den Blick von ihm zu lassen und nach seiner Kamera wie nach einer Waffe greift, verschieben sich die Machtverhältnisse unwiederbringlich. Das Filmteam und die Protagonisten verhandeln Fragen von Moral und Gesellschaft sowie das Verhältnis von Realität und Fiktion in einer schwindelerregenden Choreografie von Zuständen: Scharfsinn, Rausch und Entzug. Die Kamera, mal Handkamera, mal statisch, wird zur leitenden Hauptfigur; es scheint, als habe sie nicht nur einen Körper und ein Gehirn, sondern ein Gewissen. The Connection seziert das Kino und ging als Meilenstein des Cinéma Vérité, aber auch als Jazzmusical in die Filmgeschichte ein. Der Film wurde 1962 – kaum dass er in Cannes den Preis der Jury bekommen hatte – von den Behörden in New York verboten. Als ein Theater den Film dennoch zeigte, kam die Polizei. Grund für das Verbot war die Sprache der Protagonisten: zu vulgär.
Filmreihe Verführung
Shirley Clarke
Shirley Clarke (1919–1997) begann ihre Karriere als Tänzerin und Choreografin, widmete sich dann aber vor allem dem Film. 1954 ging sie zum Filmstudium ans New Yorker City College. Später schloss sie sich den Independent Film Makers of America an. Sie ist Mitbegründerin der Film-Makers Cooperative. Ab 1975 unterrichtete sie Film an der University of California. Über zeitgleich entstandene Live-Videoperformances mit Andy Warhols Superstar Viva fand sie auch zum Tanz zurück.
Filme von Shirley Clarke (Auswahl)
Ornette: Made in America 1984 | Tongues 1982 | Savage/Love 1981 | Trans 1978 | Portrait of Jason 1967 | The Cool World. Robert Frost: A Lover’s Quarrel with the World 1963 | The Connection 1961 | The Skyscraper 1960 | A Moment in Love 1955 | In Paris Parks 1954 | A Dance in the Sun 1953