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Sieben Winter in Teheran

Steffi Niederzoll

DE / FR
2023
Dokumentarfilm
97’
OmU

Mitschriften, Skizzen, Sprachaufnahmen und ein nachgebautes Modell des Gefängnisses Shahr-e Rey in Teheran: Während sich die Kamera durch die modellhaften Gänge und Hochbetten bewegt, beginnen wir Situationen, die filmisch aus politischen oder moralischen Gründen schwer zeigbar sind, mit unserer eigenen Vorstellungskraft zu füllen.
Mit 19 Jahren überlebt Reyhaneh in Teheran einen sexuellen Angriff, indem sie sich in ihrer Not wehrt. Ihr Angreifer stirbt und Reyhaneh wird festgenommen und zum Tode verurteilt. Für ihre Familie beginnt eine Zeit der Sorge, der mentalen Qual und ein steter Kampf, verschiedene Instanzen in Bewegung zu setzen, um das Urteil abzuwenden. Das Debüt von Steffi Niederzoll zeigt auf eindrückliche Weise, dass man Gewalt nicht auf der Bildebene wiederholen muss, sondern andere künstlerische Annäherungen finden kann, um auf verschleierte Ungerechtigkeiten hinzuweisen. Dabei ist der Ruf nach Gerechtigkeit immer auch einer für die iranische Gesellschaft, die nicht erst seit den Protesten 2022 den Rest der Welt um Schutz und Wachsamkeit bittet. Sieben Winter in Teheran kann man deshalb auch weitergefasst als Modellanordnung verstehen: einerseits beispielhaft für die lange schon vorherrschende Verletzung der Rechtsstaatlichkeit im Iran und andererseits als Schilderung eines persönlichen Falls, der durch die Erinnerungen der Familie von Reyhaneh für immer auch in den Gedächtnissen der Zuschauer*innen widerhallen wird.

Regie / Buch

Steffi Niederzoll

Bildgestaltung

Julia Daschner

Montage

Nicole Kortlüke

Ton

César Fernández Borrás

Musik

Flemming Nordkrog

Mit

Reyhaneh Jabbari, Shole Pakravan, Fereydoon Jabbari, Shahrzad Jabbari, Sharare Jabbari

Produktion

Knut Losen, Melanie Andernach – Made in Germany Filmproduktion

Coproduktion

Laurent Lavolé, Milena Poylo, Gilles Sacuto, Gloria Films Production, TS Productions, WDR

Kontakt

Little Dream Pictures

Steffi Niederzoll

Steffi Niederzoll

Steffi Niederzoll studierte an der KHM in Köln sowie an der EICTV auf Kuba. Ihre Kurzfilme liefen auf zahlreichen Filmfestivals. Von Oktober 2019 bis Januar 2020 war sie Stipendiatin der Kulturakademie Tarabya, Türkei. Außerdem war sie Mitglied der Kerngruppe des Kollektivs 1000 Gestalten, das während des G20-Gipfels in Hamburg mit seiner Performance weltweit für Furore sorgte. Mit Sieben Winter in Teheran, ihrem Langfilm-Debüt, eröffnete sie die Sektion Perspektive Deutsches Kino der Berlinale 2023. Zu dem Film erscheint das Buch Wie man ein Schmetterling wird, das sie gemeinsam mit Shole Pakravan verfasst hat.


Filme von Steffi Niederzoll
Lea 2008 | Ein Sommer lang 2006 | Als zöge die Landschaft 2005