Sambizanga
Sarah Maldoror
Angola, 1961. Domingos Xavier arbeitet in einem Steinbruch, er ist ein liebevoller Ehemann und Vater, der nach seiner Schicht mit den Kindern Fußball kickt − wir erleben den Alltag eines jungen verliebten Paars. Im Gespräch mit Kollegen politisiert Domingos sich. Er erzählt seiner Frau Maria nichts von seinem Engagement gegen die portugiesische Kolonialmacht. Umso größer ist ihr Schock, als er von der Geheimpolizei verschleppt wird. Maria begibt sich auf einen scheinbar endlos weiten Weg zu Fuß; sie sucht nach ihrem Mann − mit ihrem Baby auf dem Rücken und dem eisernen Willen, ihre Familie zu retten.
Sarah Maldoror rückt die Frau mit all ihrer Entschlossenheit in den Mittelpunkt des Dramas, das auf der Novelle Das wahre Leben des Domingos Xavier über die brutale Behandlung eines politischen Gefangenen basiert. Maria wird zum Sinnbild für das entstehende Bewusstsein des angolanischen Volkes und insbesondere für die entscheidende Rolle der Frauen in der Revolution. Maldoror beweist bis in die kleinsten Nebenrollen viel Gespür für ihre Protagonist*innen. Viele der Darsteller*innen waren militanten Aktivist*innen der MPLA – People’s Movement for the Liberation of Angola. Immer wieder greift Maldoror in ihrem ruhigen, unaufgeregten Erzählstil zurück auf dokumentarische Aufnahmen. Sambizanga heißt das Viertel in Luanda, in dem sich der Aufstand gegen die portugiesische Kolonialherrschaft anfänglich formierte. Gedreht wurde im angrenzenden Kongo-Brazzaville, als der Unabhängigkeitskrieg in Angola noch im vollen Gang war.
Restauriert von der Cineteca di Bologna und The Film Foundation’s World Cinema Project bei L’Image Retrouvée (Paris) von den 35-mm-Originalnegativen, in Zusammenarbeit mit Éditions René Chateau und der Familie von Sarah Maldoror. Die Finanzierung erfolgt durch die Hobson/Lucas Family Foundation. Diese Restaurierung ist Teil des African Film Heritage Project, einer Initiative, die vom Film Foundation’s World Cinema Project, der FEPACI und der UNESCO in Zusammenarbeit mit der Cineteca di Bologna ins Leben gerufen wurde, um die Entdeckung, Restaurierung und Verbreitung des afrikanischen Films zu unterstützen.
Sarah Maldoror
Sarah Maldoror (1929–2020) war eine politische Aktivistin, Theatermacherin und Filmemacherin karibischer und französischer Abstammung. 1956 gründete sie in Paris die Compagnie d’Art Dramatique des Griots, die erste Gruppe mit afrikanischen und afro-karibischen Schauspieler*innen. Sie besuchte eine Schauspielschule in Paris und erhielt 1961 ein Stipendium für ein Filmstudium bei Mark Donskoi in Moskau. Maldoror war Pionierin des panafrikanischen Kinos. Ihr erster Kurzfilm wurde 1971 in Cannes gezeigt. Sie solidarisierte sich mit den Befreiungsbewegungen in Guinea, Algerien und Guinea-Bissau, zusammen mit ihrem Partner Mario Pinto de Andrade.
Filme von Sarah Maldoror (Auswahl)
Eia pour Césaire 2009 | L’enfant cinema 1997 | Aimé Césaire, le masque des mots 1986 | Un carnaval dans le Sahel 1979 |
Et les chiens se taisaient 1978| Des fusils pour Banta 1970 |Monamgambée 1968
Preise für Sambizanga
Golden Tanis – Carthage Film Festival
International Catholic Film Office award
Ouagadougou Film Festival