Quo Vadis, Aida?
Jasmila Žbanić
Bosnien, Juli 1995. Die Lehrerin Aida arbeitet als Dolmetscherin für die UN im Lager von Srebrenica. Als die serbische Armee die Stadt einnimmt, gehört ihre Familie zu den Tausenden von Menschen, die im Lager Schutz suchen. Bei den Verhandlungen hat Aida Zugang zu entscheidenden Informationen und wird mehr und mehr zur Vermittlerin und Strategin. Während sie versucht, Lügen und Wahrheiten auseinanderzuhalten, wachsen ihre Frustration und Verzweiflung.
Christine A. Maiers Kamera bleibt stets ganz nah bei Aida, wir folgen dem Geschehen durch ihren Blick und in ihrem Tempo. Immer rastloser bewegt sie sich zwischen den Büros der Kommandantur und dem Lagerzaun. Quo Vadis, Aida? erzählt von nur wenigen dramatischen Tagen im Leben einer Frau, deren Schicksal für das einer ganzen Generation von Frauen steht, die den Krieg in Bosnien überlebt haben. Mehr als 8000 – fast ausschließlich männliche – Zivilisten wurden bei dem Genozid von Srebrenica von der bosnisch-serbischen Armee ermordet und in Massengräbern verscharrt. Es gilt als das schwerste Kriegsverbrechen in Europa seit Ende des Zweiten Weltkriegs. Auch die Rolle der Vereinten Nationen wurde scharf kritisiert. Bis heute erscheint es unbegreiflich, dass es mitten in Europa zu einer solchen Katastrophe kommen konnte. Nach ihrem Langfilmdebüt Grbavica liefert Jasmila Žbanić erneut einen essenziellen Beitrag zur Verarbeitung des Bosnienkrieges.
Für ihre Arbeit an Quo Vadis, Aida? erhielt Bildgestalterin Christine A. Maier den Deutschen Kamerapreis 2021. Der Film war außerdem als Bester Internationaler Film für den Academy Award 2021 nominiert.
Jasmila Žbanić
Jasmila Žbanić wurde 1974 in Sarajevo geboren, wo sie ihr Studium in Film- und Theaterregie an der Hochschule der Künste abschloss. Sie arbeitete u. a. als Puppenspielerin beim Bread and Puppets Theater in Vermont und als Clown in einem Lee Delong Workshop. Ihr Langfilmdebüt Grbavica wurde 2006 mit dem Goldenen Bären und vielen weiteren internationalen Preisen ausgezeichnet. Alle ihre Filme werden von dem von ihr gegründeten Künstlerverband Deblokada produziert. 2014 erhielt sie den KAIROS-Preis für herausragende kulturelle Leistungen.
Filme von Jasmila Žbanić
Airborn 2019 | One Day in Sarajevo 2014 | Love Island 2014 | For Those Who Can Tell No Tales 2013 | Na putu 2010 | Grbavica 2016 | Images From the Corner 2003 | Crvene gumene cizme 2000 | Noc je, mi svijetlimo 1998