Mein 20. Jahrhundert

Az én XX. századom

Mein 20. Jahrhundert

Ildikó Enyedi

HU / DE
1989
Spielfilm
103’
Specials

Als Mitglied der diesjährigen Jury des Internationalen Debüt-Spielfilmwettbewerbs stellt die ungarische Regisseurin lldikó Enyedi (Körper und Seele) im Rahmen des IFFF Dortmund | Köln ihren eigenen Debüt-Spielfilm vor.
Mein 20. Jahrhundert
erzählt die Geschichten zweier Frauen, deren Lebenswege unterschiedlicher nicht sein könnten: Die glamouröse Dóra reüssiert als erotische Hochstaplerin, die verarmte Lili kämpft als Anarchistin für die Sprengung der politischen Verhältnisse. Dóra und Lili sind Zwillinge, vom Schicksal im Kindesalter getrennt und erst nach verschlungenen Umwegen wieder zusammengeführt.
Die Silvesternacht des Jahres 1900 ist der Kristallisationspunkt, von dem aus Mein 20. Jahrhundert tief in die Welt der Moderne eintaucht. Eine Zeit des Aufbruchs: Wunder der Technik wie die Glühbirne, das Kino und der Telegraf bringen Glanz, Zerstreuung und Beschleunigung in das Alltagstreiben der Großstädte, die Psychoanalyse steckt in den Kinderschuhen, der Glaube an den Fortschritt ist noch ungebrochen von den Katastrophen der folgenden Jahrzehnte. Wie es in dieser Epoche um die sexuelle und politische Emanzipation von Frauen bestellt ist, lässt Enyedi ihre Protagonistinnen in ihrer jeweiligen moralischen Extremposition erfahren. In einer assoziativen Montage in Schwarz-Weiß, die zeitliche, räumliche und gedankliche Sprünge nicht scheut, fügen sich poetische Bilder zu einer zutiefst subjektiven Erzählung über Individuen im Taumel des gesellschaftlichen Umbruchs.
In restaurierter digitaler Fassung  findet Mein 20. Jahrhundert nun zurück auf die große Leinwand, nachdem er bereits in seinem Erscheinungsjahr 1989 – einem weiteren historischen Wendepunkt – für eine kleine Sensation gesorgt hatte.
»Den Sozialismus nahm [damals] keiner mehr ernst. Keiner hätte vorausgesehen, wie schnell und wie radikal sich alles verändern würde, aber es roch damals einfach schon nach Freiheit. Und dieser Erstlingsfilm von mir, den ich noch im Sozialismus drehte – es war wahrscheinlich die letzte Produktion, die in diesem sozialistischen System entstand – war der Film, bei dem ich die größte Freiheit hatte. In meiner gesamten Karriere.«
– lldikó Enyedi


Preise für My 20th Century
Golden Camera – Cannes Film Festival 1989

Regie / Buch

Ildikó Enyedi

Bildgestaltung

Tibor Máthé

Montage

Mária Rigó

Ton

István Sipos

Musik

László Vidovszky

Darsteller*innen

Dorota Segda, Oleg Jankovski, Péter Andorai, Gábor Máthé, Paulus Manker

Produktion

Gábor Hanák, Norbert Friedländer, Budapest Filmstudio, Friedländer Filmproduktion

Kontakt

Hungarian National Film Archive

Ildikó Enyedi

Ildikó Enyedi begann ihre Karriere als Konzept- und Medienkünstlerin und wandte sich später als Regisseurin und Drehbuchautorin dem Film zu. Sie war Mitglied des Balázs Béla Studio, des einzigen unabhängigen Filmstudios in Osteuropa vor 1989. Als Drehbuchautorin und Regisseurin realisierte Enyedi fünf Langspielfilme und mehrere Kurzfilme und gewann über 40 internationale Preise, darunter den Goldenen Bären für Körper und Seele auf der Berlinale 2017. Ihr Film Mein 20. Jahrhundert (1989) wurde unter die besten ungarischen Filme aller Zeiten gewählt. Sie unterrichtet Film in Meisterklassen und an der Theater- und Filmhochschule in Budapest. Sie ist Mitglied der European Film Academy und der American Film Academy. Sie ist Mutter von zwei Kindern und lebt in Budapest.


Filme von Ildikó Enyedi (Auswahl)
Testről és lélekről (Body and Soul)
2017 | First Love 2008 | What Was It All 2004 | Geschichten in Gesichtern 2000 | Simon Magus 1999 | Tamás and Juli 1997 | Magic Hunter 1995 | Winter War 1991 | Invasion 1986 | Flirt 1981