Im Stillen Laut
Therese Koppe
»Was ist mit den Biografien der Künstlerinnen, die in der DDR ausgebildet wurden und dort gearbeitet haben, nach der Wende eigentlich passiert? […] Ich habe das Gefühl, die Wahrnehmung von weiblichen Biografien in der DDR beschränkte sich bisher immer sehr stark auf zwei Pole: Entweder ein Leben in einer lauten Opposition oder im Bereichvon Stasi und Ideologie. Mich hat aber vor allem das Dazwischen interessiert − die Nuancen: Wie haben Künstlerinnen gelebt, welche Strategien haben sie entwickelt, und welche Utopien waren damit verbunden?« –Therese Koppe
Auf einem alten Hof im Oderbruch haben Erika Stürmer-Alex, Christine Müller-Stosch und Mitstreiter*innen eine künstlerisch-feministische Utopie geschaffen. Hier leben, lieben und arbeiten sie seit Jahrzehnten und lassen das alles vor der Kamera der jungen Filmstudentin Therese Koppe Revue passieren. Es sind Lebens-Geschichten-Erzählerinnen, die nicht in der Vergangenheit verharren, sondern sich neugierig, widerborstig und charmant für das Jetzt und Morgen interessieren. Als kritische Künstlerin gerät Erika in der DDR schon an der Akademie ins Visier
der Staatssicherheit. Mit ihrer abstrakten Kunst wird sie berühmt, eckt aber auch mehr und mehr an. Tine kommt aus einem christlichen Elternhaus und wird deswegen schon früh mit staatlichen Repressionen konfrontiert.
Beiden Frauen gelingt es einzeln, als Paar und in einer Gemeinschaft von Gleichgesinnten sich immer wieder − auch nach der Wende im kapitalistischen Neuland − erfolgreich Freiräume zu schaffen und offen zu bleiben für Spielarten der Freiheit und Autonomie.
Therese Koppe
Therese Koppe, 1985 in Berlin geboren, schloss 2011 ihr Studium der Soziologie und Filmwissenschaft ab und arbeitete als Regieassistentin am Theater. Durch ein Stipendium kam sie 2012 für einen Master in Documentary Practice nach London, den sie mit ihrem Dokumentarfilm All Points North abschloss. Seitdem arbeitete sie für diverse Kunst- und Kulturprojekte im In- und Ausland. Seit 2015 studiert Koppe im Master Dokumentarfilm-Regie an der Filmuniversität Babelsberg KONRAD WOLF. Für die Entwicklung ihres Debütfilms Haunting Heimat (AT), ein Porträt zweier namibischer Frauen und ihrer Perspektive auf das Erbe deutscher Kolonialherrschaft, erhielt sie mit ihrer Co-Autorin Lisa Skwirblies 2019 eine Rechercheförderung.
Filme von Therese Koppe
Herr und Frau Dettmann 2018 | All Points North 2013