Darshan Singh will in Leverkusen bleiben
Navina Sundaram
Darshan Singh will in Leverkusen bleiben wurde 1974 im ARD Nachmittagsprogramm gesendet. Der Beitrag erzählt die Migrationsgeschichte von zwei indischen Familien, die sich unter den 30.000 asiatischen Einwohner*innen, welche 1972 über Nacht durch Idi Amins antikolonialen Dekret aus Uganda vertrieben wurden, befanden. Über London kamen die da Couhnas und die Singhs nach Unna bei Dortmund, bzw. Leverkusen. Durch Dramaturgie und Schnitt erzielt die Journalistin Navina Sundaram einen Perspektivwechsel, der Exotisierungsklischees auslässt und stattdessen das heimische Wohn- und Arbeitsumfeld zeigt; ein Wechsel der die zu erwartende Opfergeschichte gegen ein Arbeiterpotrait eintauscht, der simple ethnische Zuschreibungen durch das Aufzeigen von Klassenunterschieden unmöglich macht und Xenophobie mit einer guten Portion Humor entgegenwirkt: am Wochenende fährt Darshan Singh gerne mit seinem Auto in den Rhein.
Navina Sundaram
Die 2022 verstorbene indisch-deutsche Fernsehjournalistin, Filmemacherin und Autorin Navina Sundaram war die erste nicht-weiße Fernsehmoderatorin deren dekoloniale Stimme in die westdeutsche Narrative der öffentlich-rechtlichen Medien intervenierte. Sie arbeitete von 1964 bis 2003 als politische Fernsehredakteurin für den NDR und als Auslandskorrespondentin für die ARD. Ihre journalistische Arbeit war besonders vom Internationalismus geprägt und ist bis heute ein wichtiger Baustein im Verständnis von der postkolonialen ‚entangled history‘ der BRD.