Code Blue
Urszula Antoniak
»Stell Dir vor, der Tod wäre eine Frau, die unter uns lebte. Das Leben würde sie verängstigen und verwirren. Das einzige, mit dem sie vertraut wäre, wäre das Endgültige – anderen beim Sterben zu helfen. Ihre einzige Faszination wäre ›la petit mort‹, das Sterben während eines sexuellen Akts. Am Ende würde sie besiegt von einem Leben, das grausamer ist, als sie.«
– Urszula Antoniak
Marian (Bien de Moor) ist Mitte Vierzig und um sich herum hat sie einen Kokon aus fiktiven familiären Bindungen und Verpflichtungen gesponnen, der ihr Leben einsam hält. Zu Menschen hat sie nur Kontakt, wenn diese entweder ernsthaft krank sind oder sterben. Marian ist Krankenschwester, eine effiziente, perfekt funktionierende und aufopfernde Helferin in einem Krankenhaus, in dem der Tod allgegenwärtig ist. Für ihre Patienten gibt sie alles. Wenn sie herausfindet, dass ein Patient nicht weiterleben will, leistet sie auch Sterbehilfe.
Dann begegnet sie im Bus einem Nachbarn (Lars Eidinger) und ihr Leben ändert sich radikal. Sie interessiert sich für ihn, verfolgt ihn und beobachtet ihn von ihrem Fenster aus. Als sie dabei eines Nachts eine brutale Vergewaltigung vor ihrem Wohnblock beobachtet, sieht sie, dass auch ihr Nachbar am Fenster steht und zusieht. Keiner der beiden unternimmt etwas und aus diesem gemeinsamen voyeuristischen Akt entwickelt sich zwischen ihnen eine ungewollte und intime Vertrautheit. Doch Marians Welt gerät nach dieser Nacht immer weiter aus den Fugen und langsam, aber unaufhaltsam steigt in ihr das sehnliche Verlangen auf, beim Sex »verschwinden« zu wollen – ein Gedanke, der sie gleichermaßen fasziniert und ängstigt. Als sie im Krankenhaus einen Fehler begeht, trifft sie eine Entscheidung.
Urszula Antoniak
Die in Polen geborene Regisseurin Urszula Antoniak lebt und arbeitet in den Niederlanden und hat sowohl die Polnische als auch die Niederländische Filmakademie absolviert. Nachdem sie zunächst für Dokumentarfilm- Serien wie Mand and his Signs – History and Metaphors oder Throwaway World – Intimate Story of Garbage recherchiert und geschrieben hat, begann sie, auch Drehbücher zu schreiben und Regie zu führen. Ihr Kurzfilm Bijlmer Odyssey war eine holländische Fernsehproduktion, mit der Urszula Antoniak auch internationale Erfolge feierte. Auch der Nachfolgefilm Nederlands Voor Beginners (Niederländisch für Anfänger) wurde vom Publikum und von der Kritik begeistert aufgenommen. Ihr Spielfilmdebüt Nothing Personal – mit Lotte Verbeek und Stephen Rea in den Hauptrollen – erhielt 2009 beim Filmfestival Locarno sechs Auszeichnungen, darunter den Preis für das beste Regie-Debüt.
Filme von Urszula Antoniak
Nothing Personal 2009 | Neederlands Voor Beginners 2006 | Bijlmer Odyssey 2004