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Baby I Will Make You Sweat

Birgit Hein

DE
1994/1995
Experimentalfilm
66’
OF

Baby I Will Make You Sweat ist ein Film der damals 50-jährigen Künstlerin, die während eines Spontanurlaubs auf Jamaika ihr sexuelles Begehren auslebt und danach weitere Reisen nach Jamaica unternimmt. Dabei entstehen erotische, fast traumhafte Sequenzen: Nahaufnahmen Schwarzer Männerkörper, Insellandschaften und emotional-metaphorische Bilder, die formal bearbeitet, verlangsamt, rhythmisch geschnitten und mit Heins Voice-Over, das aus ihren intimen Tagebuchaufzeichnungen vorliest, kombiniert, komplexe Machtverhältnisse veräußern. Filmgeschichtlich markiert Baby I Will Make You Sweat eine Weiche, die vom formalästhetischen, patriarchisch geprägten Experimentalfilm der BDR abzweigte und mit einer radikalen Subjektivität und phenomenologischen Körperlichkeit in den ungeschützten Raum einer neuen Filmästhetik führte.

Dieser Film ist subjektiv und sinnlich, kann sich der gewaltvollen, politischen Einbettung aber nicht entziehen. Dies macht ihn zu einem unbequemen, höchst ambivalenten Werk, das seit seiner Uraufführung bei der Berlinale 1995 heftige Diskussionen auslöst. Der Film ist aber auch ein Angebot, über intersektionale Diskriminierungsformen in Bezug auf Intimität nachzudenken.

Porträt von Birgit Hein

Birgit Hein

Birgit Hein ist eine der bedeutendsten Experimentalfilmemacherinnen Deutschlands. Zusammen mit Wilhelm Hein schuf sie von 1966 bis 1988 wegweisende Experimentalfilme, Performances und Installationen. 1968 war sie Mitbegründerin der Experimentalfilmreihe X-SCREEN in Köln, die es ermöglichte, dass internationale Experimentalfilme in Deutschland gesehen werden konnten. 1971 publizierte sie Film im Underground. Hein kuratierte eine der ersten filmgeschichtlichen Ausstellungen Film als Film. 1910 bis heute (Kölnischer Kunstverein 1977). Ihre Expertise in der Geschichte des Avantgardefilms war damals einmalig. Auch trug sie maßgeblich zur Vernetzung der strukturellen Filmszene zwischen den USA, England, Deutschland, der Schweiz und Österreich bei. Von 1990 bis 2008 war Hein Professorin für Film und Video an der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig. Eigene Filme entstanden ab 1991. Sie war außerdem Mitglied der Akademie der Künste Berlin und stellvertretende Direktorin der Sektion Bildende Kunst.


Filme von Birgit Hein (Auswahl)
Abstrakter Film 2013 | Kriegsbilder 2006 | La Moderna Poesia 2000 | Eintagsfliegen 1997 | Baby, I Will Make You Sweat 1994 | Die Unheimlichen Frauen 1991 | Die Kali-Filme 1987 | Verbotene Bilder 1986 | Love Stinks 1982 | Strukturelle Studien 1974 | 625 1969 | Rohfilm 1968